Als Nischenthema geboren, hat sich das Konzept der Nachhaltigkeit zu einer populären und vor allem notwendigen Bewegung entwickelt – angetrieben von der Erkenntnis unserer negativen Auswirkungen auf den Planeten und einer daraus resultierenden Dringlichkeit, etwas zu verändern, bevor es zu spät ist.
Alleine die Bau- und Immobilienbranche ist für den Verbrauch von 40 bis 50 % der weltweiten Rohstoffe verantwortlich. Sie produziert mehr als 53 % des weltweiten Abfalls und ist für ca. 33 % des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich (Epea Umweltforschung GmbH). Aber Hand aufs Herz: Wie kann jeder Einzelne von uns etwas daran ändern? Viele Menschen würden gerne nachhaltiger leben, aber wissen nicht, wie sie dies praktisch umsetzen können.
Als wir mit der POHA House-Konzeptentwicklung begannen, fragten wir uns deshalb als erstes, wie wir Nachhaltigkeit ganz praktisch in unsere Co-Spaces-Idee (mehr zu Co-Spaces hier) integrieren können. Wir wollten schon von Anfang an einen realen Impact haben. Gleichzeitig war und ist uns aber auch bewusst, dass es sich hierbei um einen steten Prozess handelt. Auch heute beschäftigen wir uns noch damit herauszufinden, wie Nachhaltigkeit im Zuhause von Morgen aussieht. Den Anfang machen die folgenden Schritte:
Schritt 1: Wir haben unsere eigene Definition von Nachhaltigkeit festgelegt. Und diese schließt “Wellbeing”, also das Wohlbefinden, mit ein. Sowohl für unser Produkt als auch für unsere Bewohner*innen erschien uns das am sinnvollsten. Wir sehen das nämlich so: Nachhaltigkeit bedeutet Wellness für unseren Planeten und verlängert dessen Leben. Dasselbe gilt für uns Menschen. Und wenn wir von Wohlbefinden reden, dann meinen wir dies ganzheitlich, also sowohl für den Geist als auch für den Körper.
Schritt 2: Sobald der Fokus auf Nachhaltigkeit und Wohlbefinden gesetzt war, machten wir uns daran, das Framework für unser Produkt zu schaffen. In anderen Worten: Was haben wir bei der Umsetzung für Standards und wo setzen wir unsere Grenzen? Da es viele verschiedene Ansätze für Nachhaltigkeit gibt, hat uns diese Rahmensetzung sehr geholfen.
Im Folgenden siehst du, wie das bei uns in der Praxis aussieht. Unterteilt in verschiedene Kategorien, führen wir anhand von Beispielen auf, wie wir Nachhaltigkeit im jeweiligen Themengebiet umsetzen. Wir nennen dies unseren “POHA Standard”.
Natur
Unsere Co-Spaces sind ein primär urbanes Produkt – wie können wir also den Kontakt zur Natur ermöglichen? Dass dieser extrem wichtig ist, wissen wir, denn seit vielen Jahren zeigen Forschungen, dass er einen positiven Einfluss auf unsere Aufmerksamkeitsspanne, Gefühlslage und die allgemeine psychische Gesundheit hat. Millennials ist Nachhaltigkeit oft wichtig und trotzdem sind sie nur selten wirklich verbunden mit der Natur. Wie optimieren wir also die Gesundheit unserer Bewohner*innen in unseren städtischen Gebäuden?
- Indem wir Gärten anlegen, die speziell für Insekten entworfen wurden. So können wir dazu beitragen, den Rückgang der Insektenbiomasse (aktuell um über 75 %) zu stoppen und umzukehren.
- Indem wir urbane Food-Gärten anlegen.
Energie
Die Entwicklung intelligenter Technologien im Dienste der Nachhaltigkeit kann z.B. Energieversorgungsunternehmen zu einem Werkzeug machen, um das Wohlbefinden zu maximieren. Es gibt viele unabhängige Anbieter, wie z. B. Lichtblick oder Octopus, die ausschließlich erneuerbare Energien produzieren.
- Stromarten: Ob Solar, Wasser oder Wind – für jede Art lohnt sich ein Preisvergleich, der zusätzliche Kosteneinsparungen bringen kann.
- Wasser: Verwende Duschköpfe, Waschbecken, Toiletten etc., die darauf optimiert sind, weniger Wasser zu verbrauchen.
- Heizung: Kontrolliere den Wärmeverbrauch des gesamten Gebäudes, z. B. mit Smart Sensor Design.
- Licht: Beauftrage Licht-Designer und verwende natürliches Licht, reflektierende Oberflächen sowie LED-Glühbirnen.
Materialien
Materialien haben einen sehr großen Einfluss auf unsere Co-Spaces. Hier ist das Framework, wie in Schritt 2 erwähnt, besonders hilfreich. Innerhalb des Rahmens werden Bezugsquellen, Qualitätsniveaus der Artikel und relevante Zertifizierungen gewählt. Hier sind ein paar Tips für Dich, die wir ebenfalls befolgen:
- Entscheide dich für Secondhand-Hardware und -Geräte von Anbietern wie Back Market und Refurbed, anstelle von neuen Geräten.
- Suche nachhaltige Bezugsquellen für Konsumgüter aus den Bereichen Bürobedarf, Toilettenartikel und Küchenwaren.
- Baue Partnerschaften mit circular Unternehmen wie Concular auf, sowohl bei der Entwicklung als auch bei der Einrichtung der Flächen, um Abfall durch die Wiederverwendung vorhandener Materialien und Produkte zu reduzieren.
Bewegung
Diese Kategorie umfasst gleich zwei Aspekte: Einfache Transportmöglichkeiten und die Motivation, sich zu bewegen und aktiv zu sein. Wir finden, dass diese beiden Prioritäten Hand in Hand gehen können, ohne einen großen Einfluss auf den Planeten zu haben.
- Wähle Partnerschaften mit ausgewählten Transportunternehmen:Fahrräder (z.B. Swapfiets), Carsharing (z.B. Anymove), E-Roller (z.B. Tier, die CO2 – neutral sind).
- Stelle Möglichkeiten zur Fahrradaufbewahrung sowie Reparatur-Ausrüstung in den Gebäuden bereit.
- Priorisiere zentral gelegene Immobilien, die unkompliziert zu erreichen sind.
Müll
Mikroplastik ist allgegenwärtig. In einer Studie wurde geschätzt, dass zwischen 15 und 51
Billionen Mikroplastikpartikel auf den Meeresoberflächen schwimmen (Erik van Sebille et al 2015 Environ, über National Geographic). Welche Lösungen gibt es für die Verwaltung und Minimierung unseres Abfalls, die für unsere Bewohner*innen einfach umzusetzen und annehmbar wären?
- Für das Waschen synthetischer Kleidung können Filter von Guppyfriend, PlanetCare oder Mimbly verwendet werden- Innovationen, die direkt an die Waschmaschine angeschlossen werden, um jegliches Mikroplastik herauszufiltern.
- Zusätzlich können ausschließlich abfallfreie und abfallarme Reinigungs- und Waschmittel genutzt werden, sowie beispielsweise everdrop und Ecover.
- Wichtig ist ebenfalls, die Mülltrennung zu ermutigen, welches durch einfache Systeme in den Community Flächen vereinfacht werden kann.
Community
Wie können wir Veranstaltungen und Bildungsaktivitäten nutzen, um zu einem nachhaltigen Leben zu inspirieren, ohne unseren Bewohner*innen dabei eine bestimmte Lebensweise aufzuzwingen oder ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen?
- Indem wir Events und Workshops für alle leicht zugänglich machen. Wir flechten das Thema Nachhaltigkeit dabei subtil ein, damit die Einstiegshürde möglichst gering ist.
Innovation
Welche Tools können wir nutzen, um sowohl für CO2-Ausgleich zu sorgen als auch unseren Fortschritt in Richtung Nachhaltigkeit zu verfolgen und zu messen?
- Wir können Green Leases (auf Nachhaltigkeit gerichtete Mietverträge) mit unseren Bewohner*innen und Vermietern abschließen. Indem wir das tun, können wir gemeinsam die Umweltauswirkungen der genutzten Immobilien möglichst gering halten.
- Im Namen unserer Bewohner*innen, die bei uns leben und/oder arbeiten, schaffen wir einen Ausgleich. Dies tun wir mit Partnern wie everwave – ein Unternehmen, das es sich zum Ziel gesetzt hat, Flüsse von Kunststoffabfällen zu reinigen bevor diese in die Meere gelangen.
- Wir kooperieren mit Projektentwicklern wie Moringa, dessen Mission es ist, Nachhaltigkeit in die Zukunft der Immobilienbranche zu etablieren.
Essen
Egal, ob wir voll ausgestattete Restaurants anbieten oder nur Snacks verkaufen – die Wahl der Lebensmittel, deren Beschaffung, sowie deren Verpackungs-Abfall wirken sich weltweit auf das Thema Nachhaltigkeit aus. Eine aktuelle Studie von Greenpeace kommt zum Beispiel zu dem Schluss, dass sich der Fleischkonsum in der EU bis 2030 um 71 % verringern muss, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. Wie können wir also nahrhaftes Essen anbieten und fördern, das im Einklang mit unserem Planeten ist?
- Wähle lokale Anbieter und suche nach nachhaltigeren Optionen (veganes Essen, Zero-Waste oder biologisch abbaubare Verpackungen).
- Gehe Partnerschaften mit Unternehmen wie ToGoodToGo ein, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden.
- Stelle sicher, dass überall im Gebäude Wasser angeboten wird, denn zu einer gesunden Lebensweise gehört auch, den ganzen Tag über reichlich zu trinken.
Schritt 3: Ausgleich und Tracking.
Es ist wichtig für uns, den angestrebten nachhaltigen Impact messen zu können, sowie verbleibende Lücken festzustellen. Nachdem wir also in Schritt 2 den Rahmen gesetzt haben, können wir diesen jetzt nutzen, um operative KPIs festzulegen. Dabei kann uns eine Partnerschaft mit einem Impact-Tracking-Unternehmen helfen. Beeindruckende Unternehmen, die wir dafür gefunden haben, sind z.B. Planetly und PlanetMark.
Zukünftig: In der Entwicklung eines nachhaltigen Co-Spaces Konzeptes, ist uns Transparenz sehr wichtig. Wir scheuen uns nicht davor, offen sowohl über Fortschritte und Erfolge als auch über Misserfolge zu sprechen. Wir möchten weiterhin lernen und Freude an dieser Reise haben. Nachhaltigkeit kann ein unglaublich überwältigendes Thema sein – und gleichzeitig eine wirklich spannende Chance für Innovation und branchenübergreifende Zusammenarbeit.
Möchtest du mit uns zusammenarbeiten oder hast du innovative Ideen, die du teilen möchtest? Dann schreib uns an: hey@pohahouse.com